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Spiritismus

 

»Spiritismus« ist ein Begriff, der die Gesamtheit der Erscheinungen, Lehren und Handlungen umfasst, die sich aus dem Verkehr oder ganz allgemein aus einer Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten ergeben — dem Austausch zwischen »Inkarnierten« und »Nicht-Inkarnierten« (also »Geistwesen«).

 

Nach letzten Erkenntnissen des wissenschaftlich fundierten Spiritismus der Neuzeit, speziell des »Kardecismus« — der Lehre von Allan Kardec — überlebt der Geist, die Seele, die »Psyche« als unsterblicher Teil der ”Wesenheit Mensch” den physischen Tod und kann sich den in einem physischen Körper Lebenden durch verschiedene Mittel und Wege, wie z.B. durch ein »Medium« kundtun.

 

Für »Materialisten« ohne tiefgreifende Erkenntnis aus der Feldphysik und ohne intensive Studien auf dem Gebiet der »Mystik«, der Esoterik (im ursprünglichen Sinn) und des »Okkultismus« ist und bleibt der Begriff ”Spiritismus” logischerweise eine absolut absurde Idee.

 

Die Bedeutung des Begriffs ”Spiritismus” an sich – nämlich eine mögliche Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten, die sich durch ein »Medium« den Lebenden mitteilen können – war den Eingeweihten in den Hochkulturen des Alten Orients, sowie im antiken Griechenland und auch im Römischen Reich bekannt. Dort wurde als geschichtlicher Vorläufer des Spiritismus das »Wahrsagen« oder die »Wahrsagung« — heute abwertend die Wahrsagerei — praktiziert (auch ”Zweites Gesicht” genannt). Darunter werden zahlreiche Praktiken und Methoden zusammengefasst, die dazu dienen sollen, zukünftige Ereignisse vorherzusagen und gegenwärtige oder vergangene Ereignisse, die sich der Kenntnis des Fragenden entziehen, zu ermitteln.

 

Im antiken Griechenland waren neben der Vogel- und Leberschau, sowie der Traumdeutung »das Orakelwesen« verbreitet. An den berühmten Orakelstätten wurden Orakelsprüche als Antworten auf den Göttern gestellte Fragen verkündet. Oft enthielten die Orakelsprüche keine klaren Aussagen über Zukünftiges, sondern rätselhaft formulierte Auskünfte oder Anweisungen, die unterschiedlich interpretierbar waren.

 

Im Römischen Reich führte der von berufsmäßigen Wahrsagern betriebene Missbrauch von Wahrsagung außerhalb staatlicher Institutionen dazu, dass das Wahrsagen durch die Gesetzgebung reglementiert und eingeschränkt oder verboten wurde.

 

Abgesehen von grundsätzlichen philosophischen Einwänden entzündete sich die Kritik an der Unzuverlässigkeit der Vorhersagen und vor allem an den kommerziellen Interessen der berufsmäßigen Wahrsager, die als Scharlatane angegriffen wurden. Auch die bewusste Produktion von angeblichen Vorzeichen zum Zweck der Manipulation wurde thematisiert. Schriftsteller wie der Satiriker Lukian von Samosata griffen die Skepsis auf und verarbeiteten die Kritik an Betrug und Leichtgläubigkeit literarisch. In der griechischen Komödie wurden Wahrsager als geldgierige Betrüger verspottet, ihr politischer Einfluss wurde als verhängnisvoll und kriegstreiberisch angeprangert.

 

Die Beschreibung der Wahrsagung fällt in die Fachbereiche Kulturgeschichte, Religionswissenschaft oder Ethnologie. Der Sozial- und Religionshistoriker Georges Minois (* 1946 – ein französischer Historiker und einer der führenden Experten für Religions-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte) hat eine umfassende Darstellung der Geschichte der Wahrsagung vorgelegt. Nach seinen Angaben sind 25 verschiedene Vorhersagemethoden gang und gäbe, von der ”Kristallkugel bis zum Kaffeesatz, von der Geomantie bis zur Numerologie, von der Chiromantie bis zur Kartomantie”.

 

In der Literatur sind für den Begriff ”Wahrsagen” auch die Bezeichnungen Mantik (Kunst der Zukunftsdeutung) und Divination (Wahrsagung, eigentlich: Erforschung des göttlichen Willens) gebräuchlich. Unter »Divination« versteht man nicht nur Enthüllung der Zukunft, sondern jede Auslegung von Zeichen der Götter.

 

Ob Wahrsager tatsächlich zukünftige Ereignisse vorhersagen können, ist seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion. Den Glauben daran rechnen Kirchen und Theologen dem »Aberglauben« zu. Die katholische Kirche und maßgebliche evangelische Theologen lehnen das Wahrsagen daher entschieden ab und argumentieren, es handele sich dabei um eine Anmaßung des Menschen gegenüber Gott und sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar.

 

Die christliche Kirche betrachtete allein die biblische Prophetie als authentische, göttlich legitimierte Übermittlung von Wissen über die Zukunft. Der Anspruch der Wahrsager, Künftiges voraussagen zu können, stieß aber bei den antiken Kirchenvätern auf radikale Ablehnung. Sie sahen darin eine Anmaßung, einen menschlichen Übergriff in eine Gott vorbehaltene Sphäre. Außerdem hing das Wahrsagewesen mit der alten griechischen und römischen Religion zusammen, die den Christen verhasst war, und galt als Teufelswerk.

 

Die Katholische Kirche hält in ihrem Katechismus unter anderem fest:
<Sämtliche Formen der Wahrsagerei sind zu verwerfen: Indienstnahme von »Satan« und »Dämonen«, Totenbeschwörung oder andere Handlungen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft ̦entschleiern. Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen. Dies widerspricht der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung, die wir allein Gott schulden.>

 

Was war und ist bis heute das Problem um das Phänomen Spiritismus und seine Vorläufer?

 

Warum hat er so viele und hartnäckige Gegner?
Warum wurde und wird er bis heute bekämpft und immer wieder verboten?
Liegt das Problem um das Phänomen »Spiritismus« an dem Phänomen selbst oder möglicherweise an der Kenntnis und an dem Verständnis oder gar an dem Umgang mit dem Phänomen »Spiritismus«?

 


Die häufige Wiederholung der Verbote lässt erkennen, dass sie die gewünschte Wirkung nur teilweise erzielten und das Thema trotz alledem immer aktuell war, bis heute aktuell ist und voraussichtlich auch aktuell bleiben wird, auch wenn es derzeit vor der Mehrheit der Bevölkerung (aus Angst) ignoriert wird.

 

Vielleicht finden wir eine Antwort, wenn wir die Geschichte des Spiritismus analysieren und lesen, was in der Vergangenheit über den Spiritismus geschrieben worden ist.

 

Wir möchten hier auf einen gedruckten Vortrag von Rudolf Steiner hinweisen: »Die Geschichte des Spiritismus« – Berlin, 30. Mai 1904; er ist hier sehr gekürzt wiedergegeben. Auf der Menü-Zeile unter ”Downloads” kann er aber vollständig gelesen oder auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.

 

Zudem weisen wir auf ein Werk von Edouard Schuré hin: »Die grossen Eingeweihten« – 1889 – ”Geheimlehre der Religionen” – ”Einführung in die Esoterische Lehre”. Auch diese Abhandlung ist hier sehr gekürzt wiedergegeben. Auf der Menü-Zeile unter ”Downloads” kann er vollständig gelesen oder auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.

 

Ist Ihre Neugierde jetzt geweckt?  –  Eine ausführliche Liste mit Literaturhinweisen zum Thema auf dieser Homepage finden Sie auf der Menü-Zeile unter ”Downloads”. Sie umfasst etwa 10 DIN A4-Seiten und wird auf aktuellem Stand gehalten. Diese Liste kann als PDF-Datei gelesen oder auch heruntergeladen und ausgedruckt werden.

 

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